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Incubus Leben in einer Welt von Superkraft-Nutzern-Chapter 88: MEINE KLEINE SCHWESTER.... ICH HABE DICH VERMIIISST—!!
Chapter 88: MEINE KLEINE SCHWESTER.... ICH HABE DICH VERMIIISST—!!
Die Wolken außerhalb des Fensters bewegten sich langsam, während das schwebende Auto durch den Himmel flog und die anderen drei abgedunkelten Fahrzeuge hinter sich herzog.
Im Inneren des führenden Wagens war die Luft ruhig, kühl, sauber und leicht mit Lavendel und etwas Teurem parfümiert.
Das Mädchen lehnte ihren Kopf gegen das Fenster und starrte auf die schrumpfende Stadt unter ihr. Ihr langes schwarzes Haar fiel wie Seide um ihre Schultern und schwang sanft mit der Bewegung des Autos.
Von außen wirkte sie ruhig.
Vielleicht sogar kalt.
Aber innerlich waren ihre Gedanken alles andere als friedlich.
Sie seufzte leise.
"Ein weiterer normaler Tag," murmelte sie.
Der Hauptleibwächter blickte sie im Rückspiegel an. "Fühlen Sie sich unwohl, junge Herrin?"
"Nein," antwortete das Mädchen. "Nur... müde."
Die Frau nickte, sagte aber nichts weiter. Sie wusste, dass es besser war, nicht zu drängen. Die junge Herrin der Familie zu sein, brachte eine eigene Art von Druck mit sich, und Schweigen war oft der beste Weg, diesen zu tragen.
Das Mädchen lehnte sich zurück und betrachtete ihr Spiegelbild im Fenster. Ihre Uniform sah noch immer perfekt aus.
Ihr Kragen war knackig, ihre Knöpfe gerade und ihre Manschetten glatt. Es gab nicht eine einzige Falte.
Selbst jetzt hatte sie das Gefühl, eine Vorstellung zu geben.
Als müsste jede ihrer Bewegungen beobachtet, beurteilt und abgewogen werden.
Es war niemandes Schuld.
So funktionierte ihre Welt einfach.
Sie erwarteten, dass sie perfekt war.
Sanftmütig, aber bestimmt. Anmutig, aber stark. Anständig, aber intelligent. Ein strahlendes Symbol dafür, was es bedeutete, die Erbin einer der verborgensten und mächtigsten Familien der Welt zu sein.
Aber an den meisten Tagen fühlte sie sich nicht wie ein Symbol.
Sie fühlte sich einfach... müde.
Nicht die Art von Müdigkeit, die man wegschläft.
Die Art, die sich in deiner Brust festsetzt und nicht verschwindet.
Dennoch lächelte sie sanft.
Das Auto begann seinen langsamen Abstieg.
Unten lag ein gewöhnlich aussehendes Anwesen auf einem kleinen Hügel knapp hinter den Stadtgrenzen. Von oben sah es aus wie jedes andere Haus eines Multimillionärs – ein sauberes, modernes Herrenhaus mit einer langen Auffahrt und gestutzten Hecken.
Aber als das Auto näher kam, begann sich die Wahrheit zu zeigen.
Ein Puls ging durch die Luft – eine für normale Augen unsichtbare Welle. Und genau so löste sich die Illusion auf.
Das bescheidene Herrenhaus verschwand.
Ersetzt durch etwas Gewaltiges.
Das wahre Anwesen entfaltete sich wie ein Traum: weitläufige Naturlandschaften, kristallklare Bäche, wilde Gärten, stille Baumhaine, die aussahen, als wären sie von der Natur selbst gestaltet worden.
Und inmitten all dessen stand eine Superstruktur, die man nur als Palast bezeichnen konnte.
Hohe Türme aus Stein, die in einem grün-goldenen Farbton schimmerten. Scharfe Kanten vermischten sich perfekt mit weichen Kurven.
Ranken wanden sich auf natürliche Weise an den Wänden empor, aber nichts davon wirkte überwuchert. Die Materialien strahlten Harmonie aus, gesegnet vom Land selbst.
Aber da war auch Macht.
Etwas Scharfes und Altes ruhte im Inneren des Anwesens. Eine Energie summte leise und ruhig. Sie war nicht feindselig. Sie war einfach... geduldig.
Wartend.
Für jeden mit bösen Absichten wäre sie nicht so ruhig gewesen.
Aber für das Mädchen?
Es war einfach ihr Zuhause.
Sie reagierte nicht.
Die Wachen auch nicht.
Sie alle hatten es tausendmal gesehen.
Der Konvoi glitt langsam vor den Eingangsstufen zum Stehen. Sobald das Auto auf der steinernen Auffahrt landete, öffnete sich die Tür.
Das Mädchen stieg aus.
In dem Moment, als ihre Füße den Boden berührten, schwangen die Türen des Palastes auf.
Und eine Stimme dröhnte.
"MEINE KLEINE SCHWESTER!"
Es hallte wie Donner über den Hof.
Die Wachen zuckten nicht einmal mit der Wimper.
Aber das Mädchen seufzte.
"Oh nein," murmelte sie.
Vom Haupteingang stürmte eine Gestalt heraus.
Nicht gegangen.
Nicht gerannt.
Gestürmt.
Wie ein Felsbrocken, der aus einer Kanone geschossen wurde.
Er war riesig – massiv. Eine Wand aus Muskeln, eingewickelt in ein Tanktop, das drei Größen zu klein war, und Shorts, die kaum seine dicken Beine bedeckten.
Seine Arme waren so breit wie Baumstämme, seine Brust wie eine Platte aus Rüstung. Und sein Gesicht – gutaussehend, mit starkem Kiefer und derzeit voller Freude – war auf sie fixiert wie eine Rakete.
"ICH HABE DICH VERMIIISST—!!"
Das Mädchen griff in ihre Tasche.
Zog ein schmales silbernes Armband heraus.
Tippte auf die Mitte.
Die Zeit um sie herum verlangsamte sich sofort.
Wind pausierte.
Geräusche dehnten sich zu einem tiefen Echo.
Die muskulöse Gestalt erstarrte mitten im Angriff, die Arme weit ausgebreitet, als wollte er sie in die Wolken tackeln.
Mit einem einzigen Schritt bewegte sich das Mädchen zur Seite, anmutig, effizient und eindeutig erfahren.
Sie tippte erneut auf das Armband.
Die Zeit kehrte zur Normalität zurück.
Ihr Bruder, noch immer im vollen Sprint, raste an ihr vorbei und stolperte mit einem dramatischen Schrei in ein Blumenbeet.
"Waaagh—!"
Er fiel mit dem Gesicht voran auf den Boden, die Arme ausgestreckt, als würde er die Erde umarmen.
Die Wachen sagten nichts.
Eine von ihnen hustete leise in ihren Handschuh.
Das Mädchen ging ruhig die Stufen hinauf, ohne auch nur zurückzublicken.
Ein gedämpftes Stöhnen kam aus dem Blumenbeet.
Dann – "Ich wollte dir nur eine Umarmung geben..."
"Ich muss nicht in den Himmel geschleudert werden, Bruder," sagte sie trocken.
"Du verstehst nicht!" rief er vom Boden aus. "Ich habe dich den ganzen Tag nicht gesehen!"
"Du hast mich heute Morgen gesehen."
"Das ist Stunden her!"
"Du hast auf dem Boden geschlafen mit einer Hantel in der Hand."
"ICH HABE DAS HERRENHAUS MIT MEINEN BIZEPS BEWACHT!"
Das Mädchen drehte sich endlich um und warf ihm einen müden Blick zu.
Er lag noch immer halb vergraben in Blumen.
"Ich gehe hinein," sagte sie.
Ihr Bruder sprang sofort auf die Füße – null Schaden. "Warte! Lass mich mit dir gehen!"
"Nur wenn du nicht versuchst, mich hochzuheben."
Er schmollte. Dieser eins-fünfundneunzig große, muskelbepackte Koloss von einem Mann... schmollte.
"Na gut."
Die beiden gingen zusammen die Stufen hinauf. Das Mädchen bewegte sich wie eine Tänzerin, und ihr Bruder stampfte wie ein Nashorn, aber irgendwie funktionierte das Gleichgewicht.
Im Inneren des Herrenhauses war alles ruhig.
Kühle Luft strich durch die Flure. Das Personal verbeugte sich, als sie vorbeigingen, die Augen gesenkt, respektvoll.
Das Mädchen ging mit einer Ruhe, die sagte, dass sie dies tausendmal getan hatte.
Aber ihre Gedanken waren noch immer voll.
Da war die Schule.
Da war der Druck.
Da war... er.
Aber für den Moment schob sie diese Gedanken beiseite.
Ihr Bruder schlenderte an ihrer Seite und erzählte immer noch von der Verstärkerformel der nächsten Generation, die er testete – und seinen Plänen, sein Fitnessstudio in ein Waffenarsenal mit beschränktem Zugang umzubauen, ’nur für den Fall, dass die Dinge interessant werden’.
Sie widersprach nicht.
Sie beschwerte sich nicht.
Sie hörte einfach zu.
Denn obwohl er laut war...
Obwohl er eine wandelnde Katastrophe in Tanktops war...
Er war immer noch ihr älterer Bruder.